Der Nutri-Score
Der Nutri-Score ist ein System zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln. Eine fünfstufige Farb- und Buchstabenskala, ähnlich der Energieeffizienzklassen wie z.B. bei Waschmaschinen und Kühlschränken, soll einen Überblick über die Nährwertqualität eines Produktes liefern. Der Nutri-Score besteht aus einer 5-stufigen Farbskala mit den Buchstaben (A bis E) – dabei steht das "A" in Grün für die günstigste und "E" in Rot für die ungünstigste Nährwertbilanz. So sollen gesunde gegenüber weniger gesunden Lebensmittel auf den ersten Blick kenntlich gemacht werden.
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Allerdings hat das System Schwachstellen: Der Nutri-Score berücksichtigt nicht alle Inhaltsstoffe. Die Stiftung Warentest kritisiert, dass wertgebende Zutaten oder Inhaltsstoffe eines Produktes wie z.B. Kerne und Saaten, ungesättigte Fettsäuren, ein hoher Ballaststoffgehalt, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe gar nicht oder nur zu einem Teil berücksichtigt werden, obwohl sie wesentliche Bestandteile einer gesunden Ernährung sind.
So erhält z.B. hochwertiges, natives Bio-Olivenöl ein mittelmäßiges gelbes C, die völlig überzuckerten Fruchtzwerge (siehe Zuckerfallen) dafür ein grünes B! Ein industriell stark verarbeitetes Produkt hat also eine bessere Bewertung als ein für den Körper sehr wertvolles Öl, das lebensnotwendige ungesättigte Fettsäuren enthält und nachweislich die Gesundheit fördert. Auch darf man nicht außer Acht lassen, dass 100 Gramm Fruchtzwerge bereits fast die Hälfte der maximal von der WHO empfohlenen Menge an Zucker für Kinder enthält. Dass ein stark verarbeitetes Produkt mit 11% Zuckeranteil ein grünes B erhält ist meiner Ansicht nach nicht gerechtfertigt.
Zwar soll der Nutri-Score besser zwischen den einzelnen Produkten einer Kategorie vergleichen, die guten bzw. schlechten Bewertungen der verschiedenen Produkte aller Kategorien untereinander lässt einen aber mehr als erstaunen.
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Außerdem: Ein mit Süßstoffen gesüßter Erdbeerjoghurt schneidet auch besser ab als ein Bio-Fruchtjoghurt, dessen Geschmack aus echten Früchten stammt, die aber von Natur aus eine bestimmte Menge Fruchtzucker enthalten. Zudem sind viele der zugesetzten Stoffe in konventionellen Produkten umstritten wie die Süßstoffe Aspartam, Saccharin und Sucralose, denen zuletzt eine darmschädigende Wirkung nachgewiesen werden konnte.
Ein weiteres Beispiel: Cola Light enthält null Nährwert, dafür Wasser, synthetische Süßstoffe, Farbstoffe und Aromen, trotzdem hat sie im Nutri-Score ein grünes B bekommen, ein naturtrüber Bio-Apfeldirektsaft dagegen nur ein gelbes C, denn Zusatz- und Ersatzstoffe werden nicht in die Berechnung einbezogen, weil sie keinen Nährwert haben. Ob oder wie viele Zusatz- und Ersatzstoffe enthalten sind, sagt aber eine Menge über die Qualität eines Lebensmittels aus.
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Den Ampelfarben liegt ein kompliziertes Bewertungssystem zugrunde, bei dem Punkte für bestimmte Nährwerte vergeben werden. Je weniger Punkte am Ende auf dem Konto des Lebensmittels stehen, desto vorteilhafter und desto grüner der Nutri-Score. Beispiel Pizza: Enthält sie viel Fett, gibt das viele Negativ-Punkte. Liegen auf ihr viele Tomaten- und Paprikastücke, schlägt das positiv zu Buche und die gesammelten „Gemüse-Punkte“ können von den „Fett-Punkten“ abgezogen werden.
Eine A- oder B-Bewertung ändert aber noch keine ungesunden Essensgewohnheiten. Sie hilft vielleicht bei der Entscheidung, ob man zu einer grün oder rot bewerteten Tiefkühlpizza greift, aber sie ist kein Anreiz, mit frischen und hochwertigen Lebensmitteln selbst zu kochen.
Mein Fazit: Die Idee, für Verbraucher schnell ersichtlich die Lebensmittel nach Gesundheitswert beurteilen zu können, finde ich lobenswert. Die Umsetzung sollte aber dringend überarbeitet werden. Eine gesunde Ernährung lässt sich nicht auf eine farbige Buchstabenleiste reduzieren. Ein hochwertiges Olivenöl gehört ebenso zu einer ausgewogenen Ernährung wie frisches Obst und Gemüse. Greife lieber zu unverarbeiteten bzw. wenig verarbeiteten Produkten, so verzichtest du auf die ganzen Zusatzstoffe und weißt immer ganz genau, was drin ist. Wie leicht sich ein Fruchtjoghurt oder Müsli ohne Zuckerzusatz selber machen lässt, kannst du hier bei meinen Rezepten nachlesen.
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